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Anleitungen

Chiphalsbänder für den Aktivstall

Im Aktivstall haben unsere Pferde das Antennensystem, bei der Chip am Hals gelesen wird (gibt's auch mit Fußantennen). Unsere alten Pferde waren gechippt, hatten den Chip in den Halsmuskel implantiert bekommen. Dies gibt es nicht mehr, denn es wurde für die Zulassung seitens Hersteller keine Erneuerung beantragt. Nun müssen wir also anderweitig dafür sorgen, dass unsere Pferde ihre Chips bei sich tragen.

Die Hersteller der Fütterungsanlagen haben diverse Bänder im Angebot und man kann auch andere kaufen, z. B. von einem Sattler, der on demand anfertigt. Die von den Anlagenherstellern sind gut, aber 100 % zufrieden war ich damit bisher nicht nach nun 2,5 Jahren. Die einen leiern aus, die anderen reiben an Fell und Mähne, insbesondere auch an den Ohren, wenn sie beim Fressen den Kopf unten haben und das Band vor rutscht. In der Regel ist die Schließe die Sollbruchstelle, sollten sie es schaffen, mit dem Band wo hängen zu bleiben. So eine Plastikschließe geht kaputt, bevor das Pferd sich verletzt. Bei einer neuen Schließe muss da schon so viel Last drauf kommen, dass es nur dann kaputt geht, wenn wirklich Gefahr für's Pferd besteht. Ist die Schließe mal ein Jahr lang dem UV-Licht ausgesetzt gewesen, geht sie schnell auf und auch schnell kaputt. Die käuflichen Bänder darf man dann zum Sattler tragen, weil die eigene Nähmaschine das Material nicht nähen kann. Einer der Anlagenhersteller hat nun welche, die nach Bauweise eines handelsüblichen Kuhbands sind - ohne Sollbruchstelle, weil diese Schließe nicht nachgibt. Die ist auch nur mit Hebelwerkzeug, z. B. Hufauskratzer, zu öffnen, was tierisch nervt, wenn man das Band zur täglichen Arbeit mit dem Pferd abnehmen möchte.

Nun bin ich eben auf die Bänder einer Aktivstall-Betreiberin gestoßen, die so lange getüftelt hat, bis sie zufrieden war: Plastikschließe als Sollbruchstelle, am Hals oben nur ein Paracord-Seil, das zudem so leicht ist, dass der Chip immer auf derselben Halsseite hängt, also für die Pferde berechenbar, wo der Hals sein muss, damit die Türe, der Futterautomat etc. reagiert. Alle Verbindungen mit Chigacoschrauben gemacht. Schließe kaputt? Aufschrauben, austauschen, zuschrauben, fertig. 3 min und das Pferd hat sein Band wieder. Was anderes kaputt? Genauso leicht zu ersetzen. Leider kann man ihr die nicht einfach abkaufen, aber sie hat eine Anleitung zur Verfügung gestellt zum Nachbau. Ein bisschen haben wir daran modifiziert, aber sehr unwesentlich.

Schaut mal: das Material ergibt 8 Bänder. Es gibt so viele Farben Biothane® und Paracord. Da kann man einfach nicht weniger machen. OK, die Chiphalter, die ich noch zeige, haben Staffelpreise. Die sind ab 10 Stück einfach günstiger. Auch die Schließen gibt es am günstigsten im 10er Pack. Da MUSS man doch eigentlich 8 oder gleich 10 Bänder machen, damit sich die Versandkosten rechnen - oder etwa nicht?

Quellen für Paracord und Biothane® gibt es viele und ich habe für mich die idealen gefunden. Ich möchte nur jegliche Impressumspflicht und sonstige rechtliche Verpflichtungen auf dieser Seite vermeiden, für die ich meine Anschrift veröffentlichen müsste, weshalb es bis jetzt keine Links hier gibt.

Biothane® hat bei mir immer das ®, weil registered trademark, aber das Zeug ist so verbreitet, dass mir gerade nicht klar ist, ob das alles von einem Hersteller ist oder ob der Begriff sich etabliert hat wie Tempo für das Taschentuch, also ein Deonym ist, wo der Markenname es geschafft hat, zum Gattungsnamen zu werden.

Werkzeug

Tu Dir selbst einen Gefallen und lege Dir gutes Werkzeug zu. Biothane® ist elend zäh. Da wirst beim Schneiden ausflippen und beim Stanzen erst recht, wenn das Werkzeug nicht top ist. Das Paracord Flachseil schneidet sich leicht und Du kannst es mit der Schraube einfach zwischen den Maschen durchdringen. Eine Aale hilft Dir dabei nochmal. Dann brauchst noch einen Flambierbrenner oder ein Feuerzeug, weil all das Zeug ausfranst, wenn Du es nicht an allen Schnittkanten und Löchern abflammst. Wenn Du was frisch abgeflammt hast, nicht gleich zum Test, ob's verschmolzen ist, mit dem Finger antappen. Sonst hast Du zum einen Schmerzen und zum anderen Das Ding länger dabei, weil es anklebt an Deiner Haut. Ein bisschen abkühlen lassen. Die Schrauben haben in der Regel einen Schlitz im Kopf.

Bis Du alles beisammen hast, musst Du mit ca 100 Euro rechnen, wenn nichts davon vorhanden ist. Bei uns wurde halt der Schlitzschraubenzieher abgestellt für die Bastelkiste, der eh nicht gut in der Hand liegt und ein alter Meterstab.

Material

Du benötigst je Band:

  • 0,5 m Biothane®-Band 38 mm breit (1 Stück mit 15 cm und eines mit 35 cm). Da Biothane® meist nur in ganzen m verkauft wird, ergibt ein m eben zwei Bänder - schon bist im Basteln mehrerer Bänder gefangen. In der Regel nimmt man sogenannte Standard-Beta-Biothane®. Hinweis: je heller die Biothane®, desto mehr sieht man vom Abflammen später braune Ränder. Aber so richtig schön sind unsere Halsbänder, bis man sie am Pferd hat. Dann sind sie - naja, auch schön, weil man weiß, dass das Pferd Spaß hatte bei dem, worunter sie gelitten haben (Wälzen, Zahnabdruck vom Spiel, wobei, Zahnabdruck haben unsere in 4 Wochen jetzt nicht bekommen, obwohl wir die Oberspieler der Herde haben).
  • Ich kaufe je Band 1 m Paracord. Da bleiben bei unseren Warmblütern ca. 30 cm übrig plus das, was man mehr bekommt. Aktuell habe ich noch keine Ahnung, was ich aus dem Rest mache, aber irgendwann wird vielleicht auch mal eine Idee um's Eck kommen. Ich habe es nicht ausprobiert, wie viel man für ein Kalti braucht, aber denke, auch da sollte der Meter reichen. Gibt's meterweise zu kaufen. Am besten nimmt man sogenanntes PPM Flachseil 1,2 mm.
  • 1 Stück Chiphalter für HDX Chips. Darin kannst Du jeden dieser üblichen gelben Chips einlegen. Kann Dir Dein Stallbetreiber keinen verkaufen, müsstest Du so einen auch noch erwerben. Du findest den Halter unter Transponderhalter für Halsriemen. Meines Wissens gibt's den nur in grau.
  • 1 Stück Schließe. Genial finde ich Steckschnallen gebogen 40 mm aus Acetal. Die gibt's im 10er Pack für 6,40 Euro. Dann machen sie sie eben kaputt. Ist OK für mich.
  • 4 Stück Chicagoschrauben mit 10 mm Kopfdurchmesser, 5 mm Schaftdurchmesser und (wichtig, damit das Seil und zwei Lagen Biothane® rein passen!) 10 mm Einlagehöhe. Dafür habe ich für meine Ösenpresse eine Lochpfeife 10 mm.
  • 1 Stück Chicagoschrauben mit 5 mm Einlagehöhe. Der Schaftdurchmesser ist für Dich dabei auch interessant, weil Du dafür die richtige Lochpfeife für Deine Ösenpresse haben musste. Meine kleine Lochpfeife hat 3 mm, meine Chicagoschrauben 3,7 mm Schaftdurchmesser und 7 mm Kopfdurchmesser. Ich dachte lieber durch quetschen als zu locker. Außerdem war diese Chicagoschraube nicht lieferbar und somit war ich froh, alles beisammen zu haben. Wird meine Lochpfeife stumpf, werde ich eine 4 mm kaufen.

Material liegt so, wie ich eingekauft habe, bei knapp 13 Euro pro Band, kauft man weniger, kommt halt mehr Versandkostenanteil drauf und es gibt die Staffelpreise nicht. Aber vier Bänder je Pferd sind nicht so übertrieben, wie man denkt, denn: durch die Unterwolle haben sie im Winterfell mehr Halsumfang und ich möchte ein Wechselband im Spind haben, dass ich mal eines zur Reparatur oder Wäsche mitnehmen kann. Wir haben zwei Pferde und jedes hat jetzt zwei Sommer- und zwei Winterbänder.

Arbeitsschritte

  1. Biothane® ablängen. Je Band schneidest Du ein Stück auf 15 cm zu und ein Stück auf 35 cm.
  2. Biothane® lochen. Das 15-cm-Stück versiehst Du mit 4 großen Löchern (wenn Du solche Schrauben hast wie ich, 5 mm Lochdurchmesser), an jedem Ende 2. Die Abstände habe ich Dir unten fotografiert. Das darf ruhig nach Augenmaß sein. Beim 35-cm-Stück brauchst Du auch diese 4 Löcher. Am besten machst Du die ersten ins erste Ende, legst die Enden schön aufeinander und markierst mit einem Kugelschreiber wo die nächsten Löcher hin sollen - oder Du misst ganz ordentlich die Mitte aus und die Lochabstände.
  3. Dann schiebst Du den Chiphalter und den Teil der Schließe wo die Krallen dran sind, auf die Biothane® (Anodnung siehe Bild unten) und machst mal eine große Schraube in das Loch, damit das schon mal als Schlaufe zusammen bleibt. Der Chiphalter trägt ja auf und somit brauchst Du dies, damit die kleinen Löcher aufeinander liegen, ohne dass der Teil ohne Chiphalter einen Bauch macht beim Gebrauch später. Da musst auch erst das eine, dann das andere Loch machen, außer Deine Ösenpresse ist noch stärker als meine und kommt gleich durch beide Lagen komplett durch.
  4. Alles wieder auseinander bauen und den Flambierbrenner nehmen und alles abflammen.
  5. Die kleinen Enden können jetzt zusammengebaut werden, die großen auch, aber Dir fehlt jetzt noch das Seil.
  6. In das eine der beiden Enden das Band einbauen und das ganze gestreckt neben einen Meterstab legen. Am Hals Deines Pferdes hast Du im Idealfall schon gemessen, wie weit es werden soll. Achtung dabei: wenn das Pferd aufrecht steht und möglicherweise auch noch den Hals hebt und den Kopf her zieht, muss das Band ziemlich eng sitzen, sonst fällt es beim Grasen über die Ohren bzw. lässt sich im Spiel miteinander vom anderen Pferd abziehen. Wenn Du bisher ein anderes Band hattest, kannst Du das ganz passend einstellen und messen. Geht mit starren Bändern halt schlecht. Wir haben einfach einen Strohstrick zum Messen genommen plus mit den alten Bändern verglichen. Bist Du Dir nicht sicher, mach es länger und probiere es an - kürzen ist einmal schneiden und abflammen, verlängern evtl. mit einkaufen verbunden. Beim Länge Abmessen dran denken, dass die Krallen der Schließe im Gegenstück verschwinden werden, also nicht mit gemessen werden.
  7. Abschneiden, abflammen, rein schrauben wie beim anderen Teil.
  8. Pferd Spaß haben lassen. Falls Du Dich fragst, warum auf dem Foto mit der Schere Locktite® ist: sollte sich eine Schraube lockern, kannst Du sie mit mittelfestem Locktite® so sichern, dass sie nicht auf geht. Meine Tippgeberin macht das grundsätzlich, ich wollte noch verzichten, um leichter ändern zu können (ist mal Locktite® drin, braucht man eine Zange, um den glatten Schraubenkopf - bzw. Mutternkopf - zu halten).
  9. Weitere Bänder basteln, weil es schon wieder so viele schöne neue Farben gibt und die Stallkollegen auch alle eins wollen. Oder den Stallkollegen bei der Sammelbestellung helfen und ihnen den Link zur Anleitung geben.

Wenn Du alles Material greifbar hast, Deine Ösenpresse gut justiert ist und Du Routine hast, kannst Du mit ca einer halben Stunde Arbeitszeit pro Band rechnen. Unser erstes Band war eher in mehreren Stunden gefertigt, weil die Lochzange einfach nicht gut genug war, die Schere genauso, das Feuerzeug auch eher Nerven kostet. Die Aale besaßen wir schon, aber das meiste Werkzeug haben wir nach und nach dazu geholt.